*** LEBEN - TOD - AUFERSTEHUNG ******************************************************
Jüdische Friedhöfe
Segnende Hände (c)Sonya Weise 2013
Still ist es auf jüdischen Friedhöfen. Stets sind sie von einer hohen Mauer umgeben, die keine Einblicke von außen zulässt. Alle Grabsteine sind gen Jerusalem gerichtet, dort, wo einst der Alte Tempel stand, von dem nur mehr die Klagemauer übrig ist. Der Grabstein steht am Kopfende des Toten; so blickt er quasi hin zum Tempel in Jerusalem. Jüdische Gräber dürfen nicht aufgehoben werden, da der Verstorbene ja den Messias noch erwartet. So sind sehr alte Gräber erhalten. Die Gräber an sich sind relativ schmucklos, denn der jüdische Mensch hat zum Friedhof eine andere Beziehung als der christliche Mensch. Der Friedhof, hebräisch "Bet-Olam", das heißt: Haus der Ewigkeit, er ist ein Ort absoluter Ruhe in Erwartung auf das Kommen des Messias, ein heiliger Ort, aus dem keinerlei Nutzen gezogen werden darf. Das geht so weit, dass kein Gras geschnitten werden darf, um es hernach als Viehfutter zu verwenden.Es ist ein Ort, den, wie in der Synagoge, kein männlicher Besucher ohne Kippa, Hut oder sonstige Kopfbedeckung betreten darf.
Interessant sind die Inschriften der jüdischen Grabsteine. Sie enthalten jede Menge Symbolik, die einzusehen ist, wenn die "segnenden Hände" angeklickt werden.
Interessant sind die Inschriften der jüdischen Grabsteine. Sie enthalten jede Menge Symbolik, die einzusehen ist, wenn die "segnenden Hände" angeklickt werden.
Lassen Sie sich ein auf einen Bild-Spaziergang über verschiedene jüdische Friedhöfe:
KARLSRUHE besitzt drei jüdische Friedhöfe. Dabei fällt auf, dass die Grabsteine auf dem alten jüdischen Friedhof alle relativ gleichförmig sind. Darin zeigt sich, dass im Tod alle Menschen gleich sind. Erst später gibt es auch auf jüdischen Friedhöfen größere Grabanlagen und Mausoleen.
- Der älteste jüdische Friedhof in Karlsruhe beherbergt auch noch Grabsteine von einem noch älteren Friedhof. Sie sind an die Friedhofsmauer gelehnt.
- Auf dem orthodoxen jüdischen Friedhof werden keine Toten mehr beigesetzt. Er ist von einer besonders hohen Mauer umgeben. Die Grabsteine weisen eine reichhaltige Symbolik auf vom Schofar bis zum Beschnei-dungsmesser. Die Inschriften sind meist in hebräischer Schrift und die Steine einfach und gleichförmig. Das Gras steht hoch.
- Auf dem liberalen jüdischen Friedhof finden bis heute Bestattungen statt. Dieser Friedhof ist außer an Schabat und den jüdischen Feiertagen öffentlich zugänglich und wird von der Friedhofsverwaltung in Ordnung gehalten. Allerdings sollte jeder männliche Besucher des Friedhofes eine Kopfbedeckung tragen, wie es die jüdische Tradition verlangt, denn Synagogen und Friedhöfe sind heilige Orte. - Hier finden sich bei den älteren Grabsteinen weniger Symbole; viele Inschriften sind deutsch und in lateinischen Buchstaben geschrieben. Bei den neueren Steinen erscheinen wieder mehr Symbole, da jetzt auch streng gläubige Menschen hier bestattet werden; es gibt ja nur noch diesen einen jüdischen Friedhof.
HAMBURG verfügt über mehrere jüdische Friedhöfe. Die beiden ältesten befinden sich in Wandsbek und in Altona.
- Der alte jüdische Friedhof im Stadtteil Wandsbek ist nur mit einer Führung zugänglich. 1634 eingerichtet, wurde er ab 1675 circa 200 Jahre lang bis 1874 genutzt. Heute ist steht er unter Denkmalschutz. Der älteste erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1676. Besonders aufwändig gestaltete barocke Grabsteine gibt es hier zu bestaunen. Die Grab-Symbolik beschränkt sich in der Hauptsache auf segnende Priesterhände und Levitenkrüge, sowie einige "Kronen des guten Namens", abgebrochene Lebenssäulen, Grabsteine in Form der Bundestafeln ...
- Der alte israelitische Friedhof im Stadtteil Altona ist noch ein wenig älter (1611-1869), wesentlich größer und zweigeteilt, in einen aschkenasischen und einen sephardischen Teil.
- Zunächst der aschkenasische Bezirk: Neben den aus Wandsbek bekannten Grab-Symbolen finden sich hier Tiersymbole, die meist mit dem Namen des Verstorbenen zu tun haben: z.B. Hirsch und Löwe . - Interessant, dass hier die Levitenkanne oft von der Hand gehalten und ausgießend dargestellt wird, ebenso wird die Buchseite (das Buch steht für Gelehrtheit und Weisheit) von der Hand beschrieben, während florale und pflanzliche Elemente reiner Schmuck sind, ohne tiefere Bedeutung. Auffallend die Doppelung von Symbolen, wie die Krone über den segnenden Händen: hier dürfte also ein Priester ruhen, der sich einen besonders guten Namen verdient hat. -
- Auf dem Hamburger Teil befindet sich das Grab von Heinrich Heines Vater Samson. Die Grabstelle ist original, der Stein wohl neueren Datums.
- Völlig anders schaut ein Friedhof der sephardischen Juden (auch Portugiesenfriedhof genannt) aus: Die Grabsteine sind liegende Grabplatten, hebräisch und in der Muttersprache des Verstorbenen beschriftet. Typisch jüdische Grabsymbole sind eher seltener und oft mit christlichen Symbolen gepaart. Außer Engeln und Totenköpfen finden sich Darstellungen von biblischen Szenen, eigentlich gegen das Bilderverbot verstoßend, sowie Stamm-und Lebensbäume, aristokratische Familienwappen ... Besonders beeindruckend wirken die sephardischen Zeltgräber, kunstvolle Steinarbeit von großer Schönheit.
"Nur" über den Zaun schauen konnte ich bei dem kleinen jüdischen Friedhof im hessischen Altenstadt in der Nähe des Klosters Engelthal. Tief verborgen in einem Waldstück vermutet ihn wirklich niemand ...
... des weiteren jüdische Friedhöfe in Dresden, St. Ottilien, Prag