*** BEGEGNUNGEN ****************************************************************************
"Alles wirkliche Leben ist Begegnung." Martin Buber
In jedem menschlichen Antlitz das Antlitz Gottes entdecken können, das wäre der Idealzustand schlechthin. Doch diesem Ideal steht der Mensch selbst im Weg mit all seinen Animositäten und Empfindungen, die ihn zu genau dem Menschen machen, den der eine schätzt und liebt, und den der andere aus unerklärlichen Gründen ablehnt. - Nichts desto Trotz sollte man sich dessen bewusst sein, dass Gott allen Menschen gleichermaßen Seine unermessliche Liebe zugesprochen hat. - Und ER hat jeden damit beauftragt zu versuchen, die göttliche Würde, die ER jedem Menschen verliehen hat, zu erkennen und auszudrücken durch eine gewisse Achtung, auch und gerade demjenigen gegenüber, den man nicht wirklich liebt. "Wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes?" (Mt 5,47) In Seiner Bergpredigt schlägt uns Jesus vor, das "Besondere" zu tun, also auch die zu grüßen und damit zu achten, die nicht unsere "Brüder" sind. "Die Höflichkeit ist die Schwester der Liebe" (Franz von Assisi) und "in jedem ist etwas Kostbares, das in keinem anderen ist". (Martin Buber) - Welch hohe Ansprüche! - Welche scheinbar unüberwindbaren Grenzen werden da offenbar ...
"Jede Begegnung mit einem anderen Menschen kann ... zu der Gewissheit führen:
Es ist der HERR! " Paul Ringeisen
aus "GEZEITEN DES SEINS" ILV Wien 1994 (c) Sonya Weise
Bischof Egon Kapellari brachte es auf den Punkt: "Eine Spur göttlichen Lichtes kann ein Wort sein - ein Wort der Heiligen Schrift oder das gute Wort eines Menschen. Es kann auch der Blick oder die Gebärde eines Menschen sein, mit der uns Gott berührt." - Einer der ersten Menschen, der aus meiner Tag-Traum-Welt, die ich mir geschaffen hatte, heraustrat und Wirklichkeit wurde, war die Sängerin Ingeborg Hallstein. Immer wieder hat uns der HERR einander zugeführt, und eine Zeit lang war sie der Mensch, der stets bereit war, die Tränen meiner Seele aufzufangen. Bei ihr studieren zu dürfen überstieg alles Glück dieser Welt, war mein "Himmel auf Erden". In einer Art natürlicher Unbekümmertheit durfte ich des Weiteren so wunderbaren Menschen begegnen wie dem Pianisten Arthur Rubinstein und Jahre später auch dem Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein.
... und so kam zeitweise das "y" in meinen Namen: eine Erinnerung an ARTHUR RUBINSTEIN
Eines Tages lag Post in meinem Briefkasten. Ich öffnete sie und konnte es kaum fassen, denn sie kam von dem Menschen, der grundsätzlich keine Autogramme gab, und der solchen Bitten gerne auswich mit der Bemerkung, er unterschreibe nur Schecks ...
Die Mezzosopranistin Christa Ludwig ließ schließlich das Wirklichkeit werden, wovon ich in meiner Kindheit in Bezug auf Ingeborg Hallstein geträumt hatte: ihr nachreisen, sie auf Bühne und Konzertpodium erleben. - Immerhin war mir ein dreijähriges Gesangsstudium bei ihr vergönnt, sowie eine wunderbare Freundschaft, die uns seit meinem 14. Lebensjahr verbindet. - Jetzt gönnte ich mir dieses Glück des Nachreisens zu Opern und Konzerten mit Kms. Christa Ludwig, im Verzicht auf manches andere. - Auf diesem Weg erschloss sich mir eine weitere Begegnung: Um die Klytämnestra in der Oper "Elektra" von Richard Strauss in der Interpretation Christa Ludwigs erleben zu können, fuhr ich nach Wien. Nach der Vorstellung war ich total innerlich aufgewühlt, was mir eine relativ schlaflose Nacht bescherte, und ich wusste nur eines, dass es nicht die "Klytämnestra" gewesen war, sondern die "Elektra" von Dame Gwyneth Jones. Während ich Christa Ludwig die tiefsten und beglückendsten Momente im Liedgesang verdanke, schenkte mir Gwyneth Jones die atemberaubendsten und packendsten Opern-Stunden in ihren überwältigenden Darstellungen. Wie sonst niemand konnte sie mich vergessen lassen, dass ich ja "nur" in der Oper saß. Derart hineingenommen in das Bühnengeschehen war ich, dass ich jedes Mal erleichtert aufatmete, wenn die in der Schluss-Szene entseelt zusammengebrochene "Elektra" als Gwyneth Jones wieder aufstand, um sich zu verbeugen.
"Jedes Ding hat seine Zeit"
aus "GEZEITEN DES SEINS" ILV Wien, 1994 (c) Sonya Weise
das singt die "Marschallin" im "Rosenkavalier" von Richard Strauss. - Das eigene Leben ist ein Opus in vielen Akten und noch mehr Szenen; ein Werk in vielen Bänden und unzähligen Kapiteln. Wir selbst sind ein Kapitel im dicken Buch der Schöpfung Gottes. - Und auf dieser Ebene begegnete mir die Malerin und Dichterin Thea Kaarow-Himmelreich: Sie war einfach da, lebte in meiner Stadt, war mir Mutter, Schwester und Freundin zugleich. Mit ihr konnte ich jederzeit über alles reden, stundenlang philosophieren über Gott und die Welt. Und was das Beglückendste war: sie nahm mich an, wie ich war, mit allen Ecken und Kanten, und ich tat das selbe.
Näheres über das reichhaltige Werk von Thea Kaarow-Himmelreich unter www.thea-kaarow-himmelreich.de
Näheres über das reichhaltige Werk von Thea Kaarow-Himmelreich unter www.thea-kaarow-himmelreich.de
Begegnung mit dem Heiligen Franziskus
Vor vielen Jahren ist er mir einmal sehr intensiv im Traum erschienen während eines Aufenthaltes in der Abtei Frauenwörth. Sterbend lag er auf dem selben Flurboden, auf dem viele Jahre später mein toter Vater lag.
Heuer, 2016, begegne ich dem Heiligen Franz von Assisi im Volkstheater Bad Endorf in "Franziskus, der Narr Gottes". Toll und intensiv dargestellt der Weg vom großbürgerlichen Lebemann zum freiwillig besitzlosen Verkünder des Wortes Gottes. Eine ähnliche Kehrtwende gelang Saulus zum Völkerapostel Paulus. - Nur eine fast krankhafte Besessenheit kann eine solche Kehrtwende meistern, die vielen Hürden, auf und ab … - Doch Besessenheit birgt Gefahren, und ist nur dann positiv, wenn sie jenseits jeder persönlichen Gier nach Macht und Erfolg geschieht, besessen von einer Idee der Güte, Selbstaufgabe und Hilfsbereitschaft, besessen sein von einer Idee nur um der Idee willen. Einer solchen Besessenheit sollte unbedingt eine tiefe Erkenntnis darüber vorausgehen, was schlecht ist, böse, unrecht und nicht von Gott gewollt sein kann …
Als „Minderbrüder“ bezeichnet Francesco sich und seine Anhänger; Demut lernen und praktizieren ist sein höchstes Ziel; oft vergisst er darüber die Tatsache, dass jeder Mensch, auch er, der Minderbruder Francesco, von Gott eine Würde mitbekommen hat, die es zu achten gilt, gemäß des Liebesgebotes: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! - Als Narr Gottes bezeichnet sich Francesco, weil es Narren zusteht, die Wahrheit zu sagen … - Er verweigert jede von Menschen erdachte Regel; seine Mitbrüder setzen sie gegen seinen Willen durch: „Du bist ein Heiliger“, erklären sie Francesco, „aber wir sind einfache Brüder, die eine Ordnung brauchen, eine gewisse Sicherheit und Zukunft …“
Die Geschichte hat mich zutiefst ergriffen und bewegt, ich fühle mich mit hineingestellt in diese Geschichte und erkenne, wie auch ich nur einer jener einfachen Menschen bin, die eine Ordnung brauchen, Regeln und Rituale, die meinen Tag strukturieren. Innerhalb dieser Struktur kann ich dann versuchen, mein Leben nach dem Wort Gottes auszurichten und es im Rahmen meiner Möglichkeiten weiterzugeben.
Begegnungen,
in welchem "Akt" meines Lebens ich mich augenblicklich befinde und wie viele noch folgen, das weiss Gott allein.- Glaube und Religion sind zunehmend wichtiger geworden. Ich reiste, nach Rom, nach Altötting und nach Wien, um dem Heiligen Vater (Benedikt XVI) per distance zu begegnen... - Wien aber ist und bleibt "meine" Stadt. Vor allem in letzter Zeit besuchte ich sehr gern Christa Ludwig, die mir im Laufe der Zeit zu einer wahren Seelenschwester geworden ist. -
Weiter offen sein, für das, was kommt, offen für die nicht berechen- und absehbaren Wege meines HERRN, offen für alle Weg-Kreuzungen und Begegnungen.
Engel, der du mir geworden!
Ich danke Gott, dem Herrn,
der dich mir zugesandt.
Einander uns die Hand
zu reichen und zu geben
lässt uns das Leben
anderswie durchschreiten:
Gedanken, sie begleiten
den Tag, wie auch die Nacht;
und Gott, der Herr, hält Wacht.
Engel, der du mir geworden,
und seist du noch so fern,
mein Herz, es kann dich sehen,
erspüren all dein Gehen
und geht so Schritt für Schritt
im tiefsten Innern mit.-
Begegnung verspricht
wirkliches Licht:
Gemeinsam "unsre" Zeit,
kostbarste Seltenheit.
© Sonja Weise
Ich danke Gott, dem Herrn,
der dich mir zugesandt.
Einander uns die Hand
zu reichen und zu geben
lässt uns das Leben
anderswie durchschreiten:
Gedanken, sie begleiten
den Tag, wie auch die Nacht;
und Gott, der Herr, hält Wacht.
Engel, der du mir geworden,
und seist du noch so fern,
mein Herz, es kann dich sehen,
erspüren all dein Gehen
und geht so Schritt für Schritt
im tiefsten Innern mit.-
Begegnung verspricht
wirkliches Licht:
Gemeinsam "unsre" Zeit,
kostbarste Seltenheit.
© Sonja Weise